Auf dieser Seite erklären wir dir die Wirkung von DMT, dem wichtigsten Wirkstoff von Ayahuasca, aus wissenschaftlicher Sicht. Ayahuasca ist ein traditionelles, pflanzliches Heilmittel, das von den indigenen Völkern des Amazonas seit Jahrhunderten für rituelle und medizinische Zwecke verwendet wird. In jüngster Zeit hat es auch in der modernen Wissenschaft große Aufmerksamkeit erregt. Wir werden zunächst auf die Molekülstruktur von DMT eingehen und anschließend zeigen, wie sich DMT im menschlichen Körper akkumuliert und wieder abgebaut wird. Außerdem beschreiben wir die Pharmakodynamik, also die Wirkung von DMT auf den menschlichen Organismus.
Das „Bewusstseinsmolekül“
DMT, auch als das „Bewusstseinsmolekül“ bezeichnet, ist die Abkürzung für N,N-Dimethyltryptamin. Es ist ein halluzinogenes Molekül 1. Ordnung, das sowohl in Pflanzen als auch in Tieren vorkommt und sogar im menschlichen Körper nachgewiesen wurde. Die Einnahme von DMT kann zu intensiven Halluzinationen führen, die sowohl visuell als auch auditiv sein können. Diese Erlebnisse sind oft so tiefgreifend, dass viele Menschen sie als lebensverändernd beschreiben. In der Wissenschaft ist DMT von besonderem Interesse, da es Einblicke in die Mechanismen des menschlichen Bewusstseins bieten könnte.
Das Tryptamin
DMT ist ein Tryptamin, das sich durch die Anlagerung von zwei Methylgruppen auszeichnet. Als Methylgruppe bezeichnet man in der organischen Chemie die einfache Anordnung von Atomen. Atome sind die Bausteine für alle Stoffe und sie bilden zusammen ein Molekül. Tryptamine sind biochemische Stoffwechselprodukte, die in einer Vielzahl von Lebewesen vorkommen, einschließlich Pflanzen und Menschen. Die Verbindungsklasse eines Tryptamins mit zwei Methylgruppen ist besonders bekannt für ihre psychoaktiven Eigenschaften, die auch in anderen Drogen wie Psilocybin, dem Wirkstoff in „magischen“ Pilzen, zu finden sind. DMT ist jedoch einzigartig, da es die einfachste chemische Struktur unter den bekannten psychedelischen Substanzen aufweist, obwohl es sich dabei um ein besonders kleines Molekül handelt.
Das Molekül
Die Molekülstruktur von DMT ähnelt stark den körpereigenen Substanzen Serotonin und Melatonin. Serotonin, auch als „Glückshormon“ bekannt, ist ein Neurotransmitter, der für die Regulierung der Stimmung, des Schlafs und der Wahrnehmung zuständig ist. Neurotransmitter sind die Botenstoffe in unserem Nervensystem. Das körpereigene Hormon Melatonin hingegen steuert den Schlaf-Wach-Rhythmus. Diese strukturelle Ähnlichkeit ermöglicht es DMT, als Neurotransmitter im Gehirn zu fungieren und tiefgreifende Wirkungen auf das menschliche Bewusstsein auszuüben.
Der Neurotransmitter
DMT agiert als Neurotransmitter und zeigt so, dass unser Körper ein natürliches Interesse an seiner Funktion hat. Es wird synthetisiert, gespeichert und kann verschiedene Barrieren im menschlichen Körper durchdringen, was auf eine komplexe biochemische Regulation hinweist. Die Rolle von DMT als Neurotransmitter könnte dazu beitragen, seine Wirkung auf das Bewusstsein und das emotionale Erleben zu erklären. Darüber hinaus wird angenommen, dass DMT durch seine Interaktion mit den Serotonin-Rezeptoren im Gehirn die Wahrnehmung und die Empfindung von Menschen grundlegend verändern kann.
Pharmakodynamik
DMT wirkt sowohl agonistisch als auch antagonistisch an verschiedenen Serotonin-Rezeptor-Typen. Rezeptoren sind Zellen oder bestimmte Zellbestandteile, die auf Reize reagieren und Signale weiterleiten können, indem Moleküle an sie binden. Diese Eigenschaften könnten die Basis für den psychotherapeutischen Nutzen von DMT sein, der in der Behandlung von Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen erforscht wird. Wissenschaftlich betrachtet hat die Erforschung von DMT das Potenzial, neue Therapiemöglichkeiten für Menschen zu eröffnen, die auf konventionelle Medikamente oder Behandlungsmethoden nicht ansprechen.
DMT im Menschen
DMT wurde im Urin, im Blut, im Gehirn und in der Lunge von Menschen nachgewiesen. Es gibt wissenschaftliche Theorien, dass DMT bei natürlichen veränderten Bewusstseinszuständen eine Rolle spielen könnte, wie sie bei Träumen, Meditation oder Nahtoderfahrungen auftreten. DMT könnte demzufolge als Neurotransmitter in der Sinneswahrnehmung fungieren. Die Einnahme von Ayahuasca, einem Getränk, das DMT enthält, wird von Schamanen als spirituelle Reise angesehen, bei der Menschen tiefgreifende Einsichten und Heilung erfahren können. Diese Zeremonien haben in der traditionellen Heilkunde einen festen Platz und werden heute zunehmend als potenzielle therapeutische Interventionen erforscht.
Die Akkumulation von DMT
DMT wird im peripheren Gewebe des menschlichen Körpers produziert, insbesondere in Bereichen, die außerhalb des zentralen Nervensystems liegen. Diese peripheren Strukturen sind für die Speicherung und den Transport von DMT verantwortlich, bevor es ins zentrale Nervensystem gelangt. Dort kann es dann durch einen dreistufigen Mechanismus wirken:
- Transport über die Blut-Hirn-Schranke: DMT wird aktiv über die Blut-Hirn-Schranke transportiert, eine organische Barriere, die den Stoffaustausch zwischen dem Blutkreislauf und dem zentralen Nervensystem reguliert und die Hirnflüssigkeit vor schädlichen Substanzen schützt.
- Aufnahme in die Nervenzellen: Mithilfe des „Serotonin Uptake Transporters“ wird DMT in die Nervenzellen aufgenommen. Dieser Transporter ist ein Protein, das die Aufnahme von DMT in die Zelle ermöglicht. Denn es handelt sich hierbei um einen Serotonintransporter, der Zellmembranen durchqueren kann.
- Speicherung in synaptischen Vesikeln: DMT wird schließlich in synaptische Vesikel verpackt, wo es bis zu einer Woche gespeichert werden kann. Synaptische Vesikel sind kleine Bläschen am Ende von Nervenzellen, die Neurotransmitter enthalten.
Diese komplexen Prozesse zeigen, dass DMT möglicherweise eine essenzielle Funktion im menschlichen Körper erfüllt, die über den psychedelischen Nutzen hinausgeht. Denn ein dreistufiger Mechanismus bedeutet großen Aufwand für unseren Körper. Die hohe Priorität, die der Körper diesem Molekül einräumt, deutet auf eine tiefere Bedeutung oder lebenswichtige Funktion hin, die bisher noch nicht vollständig verstanden wurde.
Die Elimination von DMT
DMT wird hauptsächlich durch das Enzym Monoaminooxidase (MAO) abgebaut. Dieser Abbauprozess findet in der Leber und im Magen-Darm-Trakt statt, was erklärt, warum DMT ohne die gleichzeitige Einnahme eines MAO-Hemmers bei oraler Aufnahme keine Wirkung entfaltet. In Kombination mit MAO-Hemmern, wie sie in Ayahuasca vorkommen, kann DMT jedoch oral eingenommen werden und seine halluzinogenen Effekte entfalten.
Pharmakodynamik – Wie wirkt DMT?
DMT entfaltet seine Wirkung, indem es an verschiedene Rezeptoren im Gehirn bindet, was zur Freisetzung von Neurotransmittern und zur Erhöhung der neuronalen Plastizität führt. Dies bedeutet, dass das Gehirn neue Verbindungen zwischen Nervenzellen herstellen kann, was möglicherweise der Grund für die tiefgreifenden Bewusstseinserweiterungen und therapeutischen Effekte ist, die mit DMT in Verbindung gebracht werden.
Der Serotoninrezeptor
DMT wirkt als Agonist am Serotonin-2A-Rezeptor, was die Aktivität der Pyramidenzellen im präfrontalen Kortex erhöht. Dieser Bereich des Gehirns ist für komplexe kognitive Funktionen, wie Entscheidungsfindung und die Verarbeitung von Sinneswahrnehmungen, verantwortlich. Die Stimulation dieser Rezeptoren kann zu intensiven Halluzinationen und veränderten Bewusstseinszuständen führen, die für Ayahuasca-Zeremonien charakteristisch sind.
Der Sigma-1-Rezeptor
DMT interagiert auch mit dem Sigma-1-Rezeptor, einem Protein, das eine wichtige Rolle bei der Regulation von neuroprotektiven und neuroplastischen Prozessen spielt. Dieser Rezeptor kommt in verschiedenen Organen vor, darunter das zentrale Nervensystem, die Leber, das Herz und die Lunge. Die Aktivierung des Sigma-1-Rezeptors durch DMT könnte eine Schutzfunktion für Nervenzellen ausüben und wird derzeit als möglicher therapeutischer Ansatzpunkt für die Behandlung von neurologischen Erkrankungen untersucht. Denn dieser Rezeptor spielt eine wichtige Rolle bei Suchterkrankungen oder Depressionen.
Das „Default Mode Network“
Neurowissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass DMT die Aktivität des Default Mode Network (DMN) im Gehirn reduziert. Das DMN ist verantwortlich für die Selbstwahrnehmung und die gedankliche Rückschau. Eine verringerte Aktivität in diesem Netzwerk kann zu einem Gefühl der Einheit und des Verbunden-Seins mit dem Universum führen, was in vielen Berichten von Ayahuasca-Erfahrungen beschrieben wird. Diese Erlebnisse können tiefgreifende psychologische und emotionale Veränderungen bei den Menschen bewirken, die Ayahuasca einnehmen.
Andere Bereiche im Gehirn haben durch die verringerte Aktivität des DMN mehr Energie und mehr Möglichkeiten, miteinander zu kommunizieren. Die Neuroplastizität erhöht sich, wodurch bestimmte Effekte, wie beispielsweise Synästhesien, entstehen können.
Das Wissen indigener Schamanen mit moderner Wissenschaft verbinden
Die wissenschaftliche Erforschung von DMT und seiner Rolle im menschlichen Körper steckt noch in den Kinderschuhen, doch die bisherigen Erkenntnisse sind vielversprechend. DMT hat das Potenzial, nicht nur als psychedelische Droge, sondern auch als wertvolles therapeutisches Mittel genutzt zu werden. Indem wir das Wissen der indigenen Schamanen mit moderner Wissenschaft verbinden, können wir neue Einblicke in das menschliche Bewusstsein und seine verborgenen Potenziale gewinnen. Ayahuasca und die darin enthaltene Substanz DMT bieten somit eine spannende Schnittstelle zwischen Tradition und Wissenschaft, die es weiter zu erforschen gilt.
FAQ
Hier findest du alle Antworten auf die Fragen, die uns am häufigsten erreichen.
Was macht Ayahuasca und welche Wirkung hat es auf das Gehirn?
Ayahuasca entfaltet eine tiefgreifende Bewusstseinsveränderung in deinem Mindset und hat eine Wirkung auf dein Gehirn, die dir dabei hilft, alte oder toxische Gewohnheiten zu erkennen und zu überwinden. Die Medizin verstärkt deine emotionale sowie selbstreflektierte Wahrnehmung und schenkt dir ein tiefes inneres Wissen. Die Wirkung der Ayahuasca-Pflanze setzt nach 30 bis 40 Minuten ein. Meistens wird nach 90 bis 120 Minuten der Peak – sozusagen der spirituelle Höhepunkt – in einer Ayahuasca-Erfahrung erreicht. Die Wirkungsdauer beträgt ungefähr 4 Stunden, kann sich allerdings auch auf bis zu 12 Stunden ausweiten.
Ayahuasca reinigt dich sowohl auf körperlicher als auch auf geistiger Ebene. Dabei wirst du dir selbst begegnen. Die Ayahuasca-Zeremonie zeigt dir all deine Seiten, zu denen auch die unschönen Aspekte gehören. Es ist eine selbstkritische Begegnung, in der du einen tiefen Respekt vor dem Leben und der Natur spüren kannst. Auch die Harmonie der Natur um dich herum wird wahrscheinlich ein Teil deiner Erfahrung sein. In den Ayahuasca-Zeremonien während deines Retreats, wird die Medizin dir dabei helfen, deine eigene emotionale Gesundheit sowie geistige Klarheit zu stärken. Du wirst erkennen: Alles ist gut. Ein Teil deiner Erkenntnisse kann auch erst nach der Ayahuasca Zeremonie in Erscheinung treten. Die Nachwirkungen der Medizin sind bei jedem Menschen unterschiedlich, es ist dabei möglich, dass du deine Ayahuasca-Erfahrung in den Tagen nach der Zeremonie vertiefst und noch mehr verinnerlichst.
Ist Ayahuasca gefährlich oder tödlich?
Die alleinige Einnahme der Ayahuasca-Medizin hat keine tödliche Wirkung auf einen Organismus. Erst die Wechselwirkung von Ayahuasca mit anderen Drogen, Medikamenten oder Krankheiten kann gefährlich werden. Denn der Ayahuasca-Tee enthält den körpereigenen Wirkstoff Dimethyltryptamin (DMT) sowie Mao-Hemmer. In Kombination mit anderen Drogen oder Medikamenten (z. B. Antidepressiva) besteht aufgrund der Monoaminooxidase-hemmenden Wirkung von Ayahuasca Lebensgefahr. Der Enzymkomplex Monoaminooxidase sorgt eigentlich dafür, dass Stoffe wie DMT schnell im Körper abgebaut werden, bevor sie die Blut-Hirn-Schranke passieren. Daher muss dieser Enzymkomplex im Rahmen eines Retreats gehemmt werden, damit Ayahuasca tatsächlich eine intensive Wirkung im Gehirn entfalten kann.
Wenn du Medikamente einnehmen musst, halte vor einer möglichen Ayahuasca-Zeremonie bitte unbedingt Rücksprache mit deinen behandelnden Ärzten. Dies gilt ebenfalls, solltest du unter einer erhöhten Herzfrequenz oder Bluthochdruck leiden.
Als Ayahuasca-Vorbereitung empfehlen wir dir, in den zwei Wochen vor deiner Zeremonie keine Medikamente mehr zu verwenden. Dann steht deiner Ayahuasca-Erfahrung nichts mehr im Weg.
Die Antibabypille hat übrigens keinen Einfluss auf das Trinken des Ayahuasca-Tees oder umgekehrt. Du solltest allerdings beachten, diese früh genug vor der Zeremonie einzunehmen, damit dein Körper den darin enthaltenen Wirkstoff vollständig aufnehmen kann und du weiterhin vor einer Schwangerschaft geschützt bist.
Was passiert, wenn man Ayahuasca trinkt und welche Nebenwirkungen gibt es?
Direkt nach dem Trinken des bitteren Ayahuasca-Tees kann es zu Nebenwirkungen wie Durchfall, Unwohlsein, Übelkeit und Erbrechen kommen. Anschließend löst Ayahuasca massive Visionen aus und versetzt dich für mehrere Stunden in einen bewusstseinserweiternden Trancezustand – das sogenannte Chuma. Die Ayahuasca-Wirkung reicht von leichten Visionen bis hin zu starken außerkörperlichen Erfahrungen. Diese Einsichten bewirken eine tiefgreifende Heilung deines Körpers von innen heraus. Nach den Visionen treten meist andere Gefühle (z. B. das Gefühl zu fliegen oder hinter dem eigenen Ego zu stehen) auf. Es ist aber auch möglich, dass du auf deiner Ayahuasca-Reise keine Visionen empfängst. Früher oder später erlebt jeder während einer Ayahuasca-Zeremonie emotionale Höhen und Tiefen. Längst vergessene Erinnerungen können wieder auftauchen und du wirst deinem innersten Ich begegnen. Ayahuasca verändert dein Bewusstsein nicht nur während der Zeremonie, sondern prägt deine Gedanken nachhaltig. Die Auswirkungen einer solchen Erfahrung können noch Monate nach deiner Zeremonie in Erscheinung treten.